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Die Online-Voranmeldung hat am Freitag (05. Mai) um 14 Uhr geschlossen.

Anmeldungen sind

am Sonntag ab 7:30 Uhr

bei Start und Ziel

(Mochoritsch Eck / Reichmann in Klopein / Seelach)

möglich!


Nachmeldung vor Ort ist möglich!

 

…der Berlinmarathon ist nun länger als 2 Wochen her und es wird Zeit euch darüber zu berichten.

Eigentlich kann man im Nachhinein sagen, das es ziemlich perfekt war.

Der Reiseveranstalter war gut, das Hotel toll, auch das Wetter und die Strecke hätten besser nicht sein können.

Das alles perfekt angerichtet war, zeigen auch die beiden neuen Weltrekorde, welche von Dennis Kimetto über die Marathondistanz und Emmanuel Mutai über 30km aufgestellt wurden.

 

Nun zu mir, ich hatte als Wunschziel die 2:30er Marke zu knacken, jedoch wusste ich das da alles zusammenpassen musste.

Am Vortag des Rennens rief mich mein Trainer Wilhelm Lilge(danke für ois) an, um mir zu sagen dass eine persönliche Bestzeit, also unter 2:34:29, nach meinem Saisonverlauf mit 3 Monaten Trainingsstillstand im Frühjahr, schon ein Riesenerfolg wäre und alles Weitere, Bessere eher als Zuckerl zu sehen sei.

Dieses Gespräch relativierte meinen Fokus und meinen Tunnel auf unter 2:30 ein wenig und ich beschloss daher doch mehr nach Gefühl zu laufen.

Vor dem Rennen wusste ich jedoch auch, das Christian Schmuck, ein anderer Österreicher, auch versuchen will, unter 2:30 in Berlin zu laufen.

Das zur Vorgeschichte nun ...

zum Renntag-Tag X,

also wirklich unbeschreiblich, da gehen 40.004 Leute an den Start und alle laufen Marathon, diese Euphorie und Nervosität am langen Weg zum Start ist unbeschreiblich.

Nach dem Start geht es noch ca. 1km durch den Tiergarten, eine riesige Parkanlage in Berlin und es ist plötzlich richtig ruhig um einen herum. Man ist fokussiert, spürt seinen Herzschlag, hört seine Atmung und kann super in seinen Körper hineinfühlen.

Dann jedoch biegt man um die Ecke und plötzlich sind da Spaliere von tobenden Zuschauer welche fortan bis ins Ziel deinen Namen(weil auf der Startnummer ersichtlich) rufen und dich damit anfeuern.

Mein Tempo war von Anfang an um 1-2 Sekunden pro Km hinter meinem unter 2:30 Plan, jedoch dacht ich mir ja: „ich laufe eh eher nach Gefühl.“

Durch den "Zeitverlust" war mein Gefühl jedoch unsicher, oft schloss ich die Augen, es war noch kühl die Sonne stand tief, blendete und ein leichter kühler Wind bließ ab und an, je nachdem in welche Richtung man lief. Ich versuchte die Zuschauer aufzunehmen und alles irgendwie zusammen zuhalten.

Da ich die Strecke nicht wirklich kannte, war zu meiner Überraschung der erste Halbmarathon gar nicht so flach wie von vielen behauptet. 2-3 Hügel und langgezogene Steigungen sind da schon dabei.

Jedoch war das gerade auch ein Vorteil für mich, da ich auf diesen langen Geraden schon ca. ab KM 12 den wahrscheinlich führenden Österreicher Christian Schmuck weit vor mir erkennen konnte.

 

Beim Halbmarathon kam ich dann mit hohen 1:15 durch, geplant war eine niedrige 1:15 und geplant war auch, die 2te Hälfte schneller zu laufen.

Zu diesem Zeitpunkt war Christian Schmuck noch ca. 35 Sekunden vor mir aber ich spürte und sah schon länger dass ich näher kam obwohl es sich irgendwie heute nicht ganz so rund bei mir anfühlte.

Knapp vor KM 25 bekam ich leichte Probleme und musste erstmal von 2 Mitläufern ein bisschen abreißen lassen.

Zu der Zeit habe ich mir auch bei einer Verpflegungsstelle beim Schwamm einstecken die Uhr abgedrückt und hatte daher keine Gesamtzeit mehr. Das war wohl der Tiefpunkt in diesem Marathon.

In Wirklichkeit (im Nachhinein die Zeiten betrachtend) hatte ich aber gar keine Probleme, ich wurde schneller, nur die anderen 2 Läufer wurden eben noch schneller.

Es stellte sich bald heraus, dass dies wohl ihr letztes Aufbäumen war, welches man meist kurz vorm Einbruch hat.

Bei Km 28 schnappte ich mir die 2 Läufer also wieder und mein Rennen änderte sich ab da schlagartig zum Guten.

Zuerst kam ich durch den Wilden Eber bei km 29, da stehen so viele Zuschauer, die dich anschreien, das du glaubst vor Gänsehaut am Kopf dir fliegt das Stirnband weg.

Noch dazu habe ich mir voher vorgenommen ab da zu attackieren, also rannte ich. Ich bog um die Ecke und da war Christian Schmuck nur mehr 5-6 Meter vor mir, ich schnappte ihn und ließ ihn einfach stehen.

Keiner konnte mich jetzt mehr halten. Ich weiß nicht wie viele davor hinter mir mitliefen, jedoch wurde es auf einmal leiser und leiser, immer weniger Schritte verfolgten mich.

Am Video vom Veranstalter ist zu erkennen das sich so 6-8 Läufer hinter mir befanden.

Die Gruppe sprengte ich also, bis auf einen Läufer der plötzlich da war, neben mir, Schulter an Schulter und mir dann bis km 39 nicht von der Seite weichen sollte.

Meist war ich 1-2 cm mit meiner Schulter vorne, jedoch gab auch er immer wieder Stoff wenn ich ein bisschen nachließ. So hetzten wir Richtung Ziel und überholten Läufer um Läufer.

 

Bei KM 35 nahm ich irgendwas über einen Moderator an der Strecke vom neuen knapp bevorstehenden Weltrekord auf.

Sicher kannst du dir da aber nicht sein, denn bei km 35 ist dein Kopf nur mehr Brei und es ist vorbei mit Spaß. Da kommt die Sinnhaftigkeitsfrage, Halluzinationen, Aussetzer, Schmerzen überall, der totale Wahnsinn einfach.

Der Körper ist da einfach überfordert. (Auch nachzufragen bei Debütant Werner Kallenda 5:28:43 ohne Training, "nur mit Kopf", welcher davon sicher ein Lied singen kann, - nochmals Chapeau an diese Leistung und seine Renngeschichte wär sicher ein nettes Kabarettstück.)

Das war auch der Zeitpunkt, wo ich beschloss mein Stirnband vom Kopf zu nehmen und es mit Wasser zu tränken um den Kopf zu kühlen.

Jedoch versäumte ich den Wassertrog und als ich mein Stirnband in die nächsten Wannen eintauchen wollte waren da nur Bananen und Äpfel. Da fragst dich dann auch.

 

Also weiter Attacke, die Uhr hatte ja keine Gesamtzeit mehr, aber mein Schulterfreund und ich liefen jetzt schneller. Wir überholten weiter Läufer und Läuferpärchen welche auch wie wir zusammen/nebeneinander liefen. 

Also dachte ich, vielleicht geht es sich ja noch aus unter 2:30 zu laufen, da ich doch ein bisschen „Zeit-Spatzi“ im Marsch-Plan für die letzten 2,195 km gelassen hatte.

Mit den Worten von Wilson Kipsang im Kopf, „if you live.. the pace is very high, you feel like, it cannot be increase up, like you run hundred, jeah…“ ließ ich bei Km 39 also auch meinen Schulterpartner stehen und lief die letzten 2,195 km in einem unglaublichen 3:26er Schnitt.

Dabei suchte ich nach jeder Ecke vergebens, immer wieder, dieses Brandenburger Tor welches (aus Erzählungen) doch soweit schon zu sehen sei und man sich darauf hinarbeiten kann.

Fakt war, dass es erst knapp 1 Km vor Schluss zu sehen war, mir ging es blendend und ich flog darauf zu und dann zack hatte ich meinen ersten Krampfansatz im hinteren Oberschenkel.

Der Verflog sofort unter dem Adrenalin, ich lief durch das Tor und sah nach vorne auf die Zeit am Zielbogen. Da Stand 2:30:00…01..02. 

Ich fluchte mir kurz Shit, Schad, ach, geh, lies die Schultern kurz baumeln ... insofern das bei so einem Tempo geht … und beschloss die letzten 200 Meter einfach zu genießen und mich abfeiern zu lassen.

 

…….2:30:28………..

Bestzeit, also um mehr als 4 Minuten verbessert, das ist toll !!  und dann kam auch schon mein Schulterpartner und wir fielen uns in die Arme. Wir hatten den ganzen Lauf kein einziges Wort miteinander geredet. Raul aus Spanien und ich machten ein Foto zusammen und sprachen kurz darüber bis nächstes Jahr eifrig zu trainieren um uns dann wieder beim Berlin Marathon zu treffen.

Was für ein Marathon. Die Stunden danach dachte ich noch daran, Berlin da kannst mehr riskieren. Da meine Schlusskilometer echt auf noch ein bissi mehr Saft schließen ließen.

Jedoch relativierte sich diese Aussage auch wieder, hatte ich doch am 2ten und 3ten Tag nach dem Marathon Muskelkater wie selten zuvor.

Wieder mal musste ich Stufen rückwärts bewältigen und das zeigte mir das ich doch an meine Grenzen gegangen bin.

Ein großes Dankeschön an Robert Nachbargauer, welcher auch eine neue persönliche Bestzeit von 2:41:36 erzielen konnte. Er war der perfekte Zimmer/Reisekompagnon und auch in der Vorbereitung rannten wir viele KM im Training zusammen. Ohne ihn hätte alles nur halbsoviel Spaß gemacht. Nach dem Anfeuern und Feiern an der Strecke bis zum Besenwagen, haben wir dann auch noch die Abend-Veranstalter-Marathonparty gewonnen (ging aber nur bis ca. 3Uhr, glaub ich).

In diesem Sinne, "hoit hi di birn" und Danke Berlin ich komme wieder..

P.S.: ein nettes video vom diesjährigen berlin marathon unter http://vimeo.com/107681794