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Die Online-Voranmeldung hat am Freitag (05. Mai) um 14 Uhr geschlossen.

Anmeldungen sind

am Sonntag ab 7:30 Uhr

bei Start und Ziel

(Mochoritsch Eck / Reichmann in Klopein / Seelach)

möglich!


Nachmeldung vor Ort ist möglich!

 

Erstmals fand in diesem Jahr der Alpe Adria Giro für Mountainbikes und Rennräder statt. Bereits am Samstag wurden die Bergradfahrer auf eine selektive Runde in die Karawanken geschickt. Dort war als einziger LGS-Sportler Max Zdouc im Einsatz: Er konnte auf der 100-Kilometer-Runde (1600 Höhenmeter) in 4h 34m den 30. Gesamtrang sowie den 4. Platz in seiner Klasse erreichen.

Ich (Norbert Zeppitz) wurde vor 2 Wochen relativ kurzfristig vom LGS-Urgestein und meinem Trainer Peter Stern zu einer Teilnahme überredet. Jeder der mich kennt weiß, dass ich bei schwierigen und interessanten Aufgaben immer äußerst schwer zu überzeugen bin. Dasselbe gilt wohl für Roland Rogger der sich trotz längerer verletzungsbedingter Pause sofort ebenfalls für den Bewerb anmeldete, als er von meiner Teilnahme erfuhr. Gemeinsam ging es dann letzten Sonntag auch auf die einzige ernsthafte Trainingsrunde vor dem Wettkampf. Mir machten natürlich meine doch weniger als 800 Trainingskilometer am Rennrad in diesem Jahr Sorgen, Roland die fehlenden körperlichen Belastungen der letzten Wochen.

Wir nannten alle für die 158-Kilometer-Runde mit 2300 Höhenmetern, die von Villach nach Tarvis, dann über den Passo Predil nach Slowenien, dort über den Vršič-Pass (mit 1611 Metern das Dach der Tour) nach Kranjska Gora zurück über Tarvis nach Villach führte. Knapp nach 6 Uhr ging es nach einem Halt in Völkermarkt, wo wir unseren Freund Walter Gupper vom BRL Lavanttal mitnahmen, in Richtung Villach. Der Start erfolgte um 9 Uhr und nach kurzem Einrollen nahmen wir in der Startaufstellung Platz. Die 3 rennraderprobten Recken Peter, Walter und Roland im 1. Startblock, ich als erkennbarer Anfänger mit nicht rasierten Beinen im 2. Startblock. Aufgrund der eher schmalen Gassen und um allzu große Hektik zu vermeiden wurden die ersten paar Kilometer neutralisiert bestritten. So konnte ich, leider aber wahrscheinlich doch mit etwas zu großem Kraftaufwand, mich bald durch das Feld in Richtung Spitze des Feldes nach vorne fahren.

Nach der offiziellen Startfreigabe wurde aber sofort beschleunigt und es entwickelte sich, vor allem im hinteren Teil des Feldes, ein relatives nervöses Beschleunigen, Abbremsen und Manövrieren vorbei an Verkehrsinseln und geparkten Autos. Leider trat auch die große Befürchtung der Teilnehmer ein und es kam zu einem Massensturz. Nur weniger Meter rechts vor mir kamen etliche Fahrer zu Sturz, die angeblich relativ glimpflich mit Schürfwunden und ohne Brüche davonkamen. Es dürftem aber wohl trotzdem einige 100 oder 1000 € an Carbon vernichtet worden sein. Nach einem kurzen Schockmoment konnte ich wieder Fahrt aufnehmen. Von da an war das Rennen äußerst schnell. Bei Gegenwind und durchgehend ansteigendem Terrain war das Tempo fast immer über 40 km/h und man musste schwer kämpfen, um nicht gleich aus dem Peloton rauszufliegen.

Nach 29 Kilometern wurde Tarvis erreicht und der 1. Hügel des Berglaufes auf den Lussari sorgte endgültig für eine Trennung des Feldes. Zu dem Zeitpunkt war ich noch am Ende der vordersten Gruppe, die schnelle erste Rennstunde hatte mich aber bereits sehr viel Kraft gekostet. So suchte ich mir am nächsten Anstieg mein eigenes Tempo. An der Kuppe des Anstiegs verschlief ich jedoch die Gruppe vor mir etwas und blieb so wenige Meter dahinter alleine im Wind hängen. Ich versuchte das Loch zuzufahren doch verschwendete da nur unnötig viel Kraft, sodass ich mich nach einiger Zeit entschied, lieber kraftsparend alleine bis zum nächsten Berg in ein paar Kilometern zu fahren.

In Cave del Predil erhielten die Teilnehmer das erste Mal einen Vorgeschmack auf die Sport-Begeisterung in Italien und Slowenien: Viele anfeuernde Zuseher mit Tröten und Ratschen, teilweise Volksfeststimmung! Das sieht man in Österreich leider viel zu selten. Dort begann auch der Anstieg zum Predil-Pass, den ich zügig, aber kontrolliert, unter anderem durch einen unbeleuchteten Tunnel, für den Peter sogar extra eine Stirnlampe mitgebracht hatte, bis zur Passhöhe auf 1156 Metern kurbelte. Dort gab es wiederum Oberkrainer-Musik und Aufmunterung der Zuseher. Mein angeblicher Rückstand auf die Spitze: 5 Minuten. Und mehr als 10 werden es sicher noch nicht gewesen sein. Im Anstieg spüre ich aber bereits ein paar leichte Krampfansätze im Unterschenkel - Kein Wasser- oder Elektrolytmangel, einfach nur die Überbelastung der ersten 90 Minuten.

Die Abfahrt bestreite ich im Gegensatz zu sehr vielen anderen Teilnehmern langsam und vorsichtig. Die Straße ist steil, kurvig und teilweise nicht die beste. Immerhin erhole ich mich gut und wenig später kommt bereits eine kleinere Gruppe angebraust bei der ich mich im Windschatten weiter ausruhen kann. In Bovec gibt es eine kurze Wendepunktstrecke und man kann beobachten, wie es weiter vorne und hinten aussieht. Die Landschaft ist ebenso spektakulär. Ebenso der Straßenbelag: Manchmal tun sich geradezu abenteuerliche Löcher auf und einmal habe ich Angst, dass es mir gleich das Rad in alle Carbonfasern zerlegt, als ich einmal ein Loch voll erwische.

Knapp nach Bovec schließt Roli zu mir auf, wir lassen eine Gruppe von wahnsinnigen Bergabselbstmördern ziehen und organisieren eine eigene Gruppe. Roli macht die Arbeit, ich schone mich weil ich merke dass ich sonst wohl kaum bis nach Villach komme, auch die Oberschenkel wirken nicht mehr frisch und krampfen bei allzu heftigen Antritten oder ungünstigen Bewegungen. Die Streckenführung ist herrlich, aber schön langsam verkommt das zur Nebensache. Recht flott geht es nach Trenta, wo der Anstieg zum Vršič beginnt. Vom wirklichen Einstieg in den Anstieg warten auf 12 Kilometern 1000 Höhenmeter. Fein nummeriert bedeutet das 50 Kehren, 25 rauf, 25 runter. Ich will Roland eigentlich ziehen lassen doch er hat auch keine großen Ambitionen zu einer Tempoverschärfung. Also heißt es: Treten, Kehren-Nummern ansehen, fehlende Höhenmeter bis oben ausrechnen, probieren, noch einen Gang zurückzuschalten (geht natürlich nicht mehr), trinken, Gels runterwürgen, mit Roli Schmäh reissen, damit der Anstieg schneller vergeht. Meine Beine sind schon ziemlich am Ende, sonst würde ich so einen Anstieg recht locker hochtreten. Auch Roli wünscht sich eine Kompakt-Kurbel, meine bekommt er allerdings nicht. Die Führenden des Damenrennens überholen uns im Laufe des Anstiegs. Die Passhöhe erreiche ich mit Beinen an der Krampfgrenze, da vor allem die letzten 2 Kehren, so wie generell die letzten 2,5 Kilometer, brutal steil sind. Ich bin etwa 30 Sekunden vor Roli am Pass und erreiche dort die 101. Zeit aller Teilnehmer, da wäre aber mit normalen Beinen viel mehr drin! Auf der Passhöhe weidet seelenruhig eine Herde Schafe direkt neben der Straße - Sie müssen wissen dass sie an diesem Sonntag kein Bär erwischen kann, ohne Krämpfe in den Tatzen zu riskieren ...

Die Abfahrt ist genauso unbarmherzig wie der Anstieg: Die Kehren sind gepflastert, die restliche Straße holprig. Nach wenigen Kehren sind meine Hände fast taub vom Gerüttel und Bremsen, meine Sohlen brennen von den Vibrationen, ich sehne mich nach der Kehre 1, die das Ende der Tortur in der Abfahrt markieren wird. Ich verliere einige Plätze und auch Roli überholt mich weiter unten in der Abfahrt. Der Grund ist ganz einfach: Inzwischen krampfen meine Beine auch ohne zu treten, nämlich wenn ich in der Abfahrt eine ungünstige Gewichtsverteilung auf die Beine lege. Beim Treten geht es jedoch besser und so erreiche ich Kranjska Gora mit erneut fanatischen Zusehern wieder mit etwas lockereren Beinen. Leider bin ich aber wieder wenige Meter in der Gruppe mit Roland und entschließe mich gleich, lieber alleine mit kontrolliertem Einsatz zu fahren anstatt auf Risiko zu versuchen, heranzukommen. So radle ich alleine nach Rateče, übrigens auf einem toll ausgebauten Radweg mit perfektem Asphalt, besser als auf der Bundesstraße, wo mich dann die Gruppe mit der zweit- und drittplatzierten Frau einholt. Die Gruppe harmoniert gut, lediglich die 3. Frau fliegt bald aus dem Pulk. Bis Tarvis fahre ich mit und mache auch selber Tempo, ein kurzer Hügel haut mich jedoch unsanft aus der Gruppe: Nur ein paar Watt zuviel und die Krämpfe fangen an. So geht es ab Tarvis also wieder alleine dahin. Da es jedoch bergab geht, der Wind von hinten bläst und die Beine wieder etwas besser werden, rase mich mich größtenteils über 40 km/h in Richtung Österreich. Dort holt mich wieder eine Gruppe ein, der ich wieder lange, bis zu einem Anstieg, folgen kann. Dazwischen sehe ich noch irgendwo im Straßengraben Indi Lesiak liegen. Natürlich nicht betrunken sondern als Photograph im Einsatz!

Die letzten 15 Kilometer bestreite ich wieder meist alleine. Manche sind so kaputt dass sie nicht einmal mehr mit mir mitfahren können. Der Kurs ist sehr verwinkelt, was mich in meinem Tempo jedoch eher weniger stört. Kurz vor dem Ziel liefere ich mir noch einen heißen Fight mit einem Kollegen mit einem geplatzten Reifen. Die letzten 5 Kilometer bestehen nur noch aus sanftem Treten und Krampfvermeidung. Letztlich lasse ich aber auch den Kollegen mit dem Reifenplatzer stehen und sprinte locker und lässig die Steigung zum Ziel am Hauptplatz hoch. In 5h 24m 24s erreiche ich das Ziel (Schnitt knapp über 29 km/h), komplett abgekämpft und am Limit, aber auch glücklich über die Leistung als 120. von fast 400 Teilnehmern. Roli Rogger erreicht in 5h 17m 42s das Ziel, konnte mir also von Kranjska Gora weg doch noch 7 Minuten abnehmen. Walter Gupper braucht 5h 45m 29s und das obwohl er auf de letzten paar Kilometern mit einem Speichenbruch und einem kolossalen Achter zu kämpfen hatte. Peter Stern hatte den härtesten Tag: Nach zu hartem Anfangstempo musste er am Vršič von Krämpfen geplagt sein Rad 6 Kilometer lang schieben, zuerst mit Schuhen, später mit Socken! Auch danach erholte er sich nicht ganz und kämpfte sich erst nach fast 7 Stunden über die Ziellinie.

Es war auf jeden Fall eine tolle Veranstaltung und ein wahnsinniges Erlebnis. Und man merkt halt doch, dass selbst intensives und fortdauerndes Lauftraining keine Trainingskilometer am Rad ersetzen können. Im Zielgelände treffe ich noch Christian Bonimaier, der im Vorjahr mit mir im Team Gösser den Red Bull Dolomitenmann bestritt. Nach dem 3. Platz beim MTB-Marathon am Samstag wurde er am Sonntag auch noch 18.!

Bericht: Norbert Zeppitz

Ergebnisse: http://alpe-adria-bikefestival.com/de/ergebnisse/